WD-40 und dessen Anwendung (lang!)

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Volkmar
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WD-40 und dessen Anwendung (lang!)

Beitrag von Volkmar »

Im Forum lese ich immer wieder etwas über die Anwendung von WD-40. Egal, ob etwas fest gegangen ist oder sonst wie geschmiert werden muss, WD-40 drauf und die Sache ist erledigt. Mir kam da so ein leiser Verdacht auf.
Gestern kümmerte ich mich um einige Einkäufe bei Louis. Weil ich Zeit hatte, fragte ich nach der Zusammensetzung des Wundermittels. Kriechöl und dünnflüssiges Schmieröl! Damit ist die Angelegenheit für mich klar.
Mir scheint ein Hinweis im Forum angebracht. Vielleicht kann ich einige von Euch vor Schaden bewahren.

Seit den 50er Jahren ist ein Kriechöl mit der Markenbezeichnung „Caramba“ auf dem Markt. Dieses Mittel ist im Kfz-Sektor (PKW und LKW) sehr verbreitet.
Die Zusammensetzung von Caramba und WD-40 sind im Wesentlichen identisch.
Beide Mittel dienen dazu, angerostete Schrauben und vergammelte, fest gegangene Gelenke wieder so weit gangbar zu machen, damit diese gelöst werden können.

Bitte nur lösen von fest gegangenen Verbindungen, mehr ausdrücklich NICHT!

Im nächsten Schritt können Gewinde nach geschnitten oder Gelenke zerlegt, gereinigt, geschmiert und wieder zusammen gebaut werden.

Es sind also zwei Vorgehensweisen nötig! Lösen zum einen, reinigen und schmieren mit anderen Mitteln(!) zum anderen.

Warum nun reinigen und mit anderen Mitteln schmieren, wenn in dem Zeug eh schon Öl enthalten ist? Wegen dem Kriechöl! Das muss vollständig runter, weil da, wo Kriechöl ist ein anderes Schmiermittel nicht haften kann. Der Ölbestandteil dient nur für wenige Minuten zur Schmierung, bis eine Verbindung (Schraube) vollständig gelöst ist.

Falsche Anwendung:
Belässt man nun dieses WD-40 an einer beliebigen Stelle, weil’s so schön geht in allen Schlössern, kommt eine negative Eigenschaft zum Tragen. Das Öl läuft ab. Nur das Kriechöl bleibt zurück. Dieses Kriechöl greift verschiedene metallische Oberflächen (Alulegierungen!) an und trocknet nach einiger Zeit ab.
Schlösser sind nahezu hermetisch geschlossen, deshalb hat das Kriechöl sehr lange Zeit, die feinen Zuhaltungen zu schädigen. Weil dieses Öl auch leicht schmiert, merkt niemand etwas davon. Mit den ersten irreparablen Schäden kann nach etwa fünf Jahren gerechnet werden. Die Feinmechanik im Schloss ist verrottet. Das Teil muss erneuert werden.
Bei einem Vorhängeschloss ist das fast egal. Bolzenschneider, drei Euro und fertig. Ein Zündschloss macht die Angelegenheit aber schon ein wenig spaßig!

Nachweis:
Wenn ein Schloss im Motorradsektor endgültig fest geht, ist es halt kaputt und wird ausgewechselt. Ein Grund wird selten gesucht. Wenn ein Zündschloss eine von mehreren Funktionen verliert oder einen Wackelkontakt aufweist, könnte das nachdenklich stimmen.
Einen guten Hinweis bekommt Ihr aber vom Kfz-Meister in Eurer Autowerkstatt. Fragt ihn, ob ein gewisser Zusammenhang zwischen Caramba (deshalb habe ich dieses Mittel weiter oben erwähnt) und maroden (oxidierten) Türschlössern bei PKW besteht. Er wird meine Ausführungen bestätigen!

Richtiges Reinigen:
Habt Ihr ein Schloss mit WD-40 eingesaut, war’s das. Ihr könnt das Ding nicht von innen reinigen, nur sorgfältig schmieren.
Habt Ihr Brems- und Kupplungshebel oder kleinere Gelenke behandelt, sollten die Ölrückstände abgewaschen werden. Ein Motorradreiniger dürfte die beste Wahl sein. Benzin verbietet sich wegen dem vielen Kunststoff an unseren Maschinen!

Richtiges Schmieren:
Metallgelenke mit Fett. Einfaches Abschmierfett wie in der Autowerkstatt genügt. Aber zurückhaltend. Bitte nicht dick zuschmieren.
Verbietet sich Fett, weil Ihr Eure „Bremshebeleien“ nicht zukleistern wollt oder in Gelenken Kunststoff verbaut ist, nehmt Öl. Ein Schluck Motorenöl tut’s zur Not.
Ich liebe meine Guzzi! Ich habe ihr Waffenöl (Balistol) gekauft! Das Zeug ist frei von jeglichen Additiven. Keine Reinigungszusätze, nichts - nur Öl und Pflege.
Es gibt nichts Besseres!
Ich gebe zu bedenken, dass eine Langwaffe für einen gut betuchten Jäger bei 10.000 Euro überhaupt erst los geht und der Wert der Waffen weltweit den Wert aller Motorräder um ein vielfaches übersteigt.
Metallene Oberflächen, Brünierungen und veredelte Aluteile (Bremshebel) werden nicht angegriffen, Kunststoff wird nicht angeweicht oder aufgelöst.
Waffenöl ist dünnflüssig. Wenige Tropfen ans Gelenk des Handbremshebels, ein paar Mal bewegt, damit das Öl ins Gelenk kann, Rest sorgfältig abwischen, fertig.
Schlüssel im Schloss ansetzen, zwei, drei Tropfen Öl einträufeln, mehrmals schließen, fertig.
Im Sommer leichtgängig, im Winter kein Einfrieren.

Gruß

Vokmar
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... und a Mauntnbaik und an Haffa Schua hobe a! :lol:
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Impi
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Re: WD-40 und dessen Anwendung (lang!)

Beitrag von Impi »

Vielen Dank Volkmar,
sehr interessant. Ich habe mir letzte Woche im Angebot 24 Dosen (1 Kiste ) WD 40 gekauft. :hammer:
Sprüh ich jetzt eben mal meine Bremsscheiben ein,......zum reinigen. :roll:
Impi


......wenn das der Sammy liest bin ich fällig. Der sagte mir das schon vor 8 Wochen. :oops:
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-Martin.Glaeser-
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Re: WD-40 und dessen Anwendung (lang!)

Beitrag von -Martin.Glaeser- »

Was man sonst noch alles machen kann:

Bild
Quelle: http://www.dansdata.com/personal/Bombs.html

Bild
Quelle: http://www.truffulatree.com.au/wd40.php

-M-
"Ohne Leichtsinn ist das ganze Leben keinen Schuß Pulver wert" Theodor Fontane
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andi
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Re: WD-40 und dessen Anwendung (lang!)

Beitrag von andi »

WD-40 hat noch eine negative Eigenschaft. Es emulgiert mit Wasser.
Richtiges Sprühöl für den KFZ-Bereich (ich benutze eins von Berner) tut das nicht.

Unterwegs (Urlaub etc) hab ich aber trotzdem immer eine kleine Dose WD-40 dabei.


Andi
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oliguzzi
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Re: WD-40 und dessen Anwendung (lang!)

Beitrag von oliguzzi »

:clap: Guter Beitrag.

WD-40 und Caramba sehe ich auch nur als nur erste Hilfe - aber nie und nimmer fuer Schlösser.

Hierfuer hat sich auch das gute alte Graphitpulver bewährt.
Oliver.
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Re: WD-40 und dessen Anwendung (lang!)

Beitrag von werner »

Hallo zusammen,
ich benutze WD 40 seit 20 Jahren und habe noch keinerlei negative Folgen bemerkt. Es stinkt nicht ganz so streng nach Schlossereimaloche wie Caramba. Sicher hat ein dickflüssigeres Öl seine Vorteile, aber es lässt sich dann auch nicht so einfach Anwenden wie ein Sprüh -Öl.
Sollten sich die negativen Auswirkungen von WD 40 etc. bewahr halten, fände ich das ziemlich problematisch. :(

Werner
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Re: WD-40 und dessen Anwendung (lang!)

Beitrag von DiLo »

Mist. Hatte WD40 auch in der Standartanwendung. Jetzt habt Ihr mich verunsichert. Hatte damit eigentlich bessere Erfahrung wie mit z.Bsp. Weißfett. Was leichter draufgeht, geht auch leichter runter mitsamt dem anhaftenden Dreck.
Alternative Ballistol werd ich jetzt bis zur Klärung verwenden. Das Zeugs ist sogar lebensmittelecht, d.h. man kann sich beim Schrauben auch mal die Finger abschlecken.
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Re: WD-40 und dessen Anwendung (lang!)

Beitrag von Dottore G. »

Ballistol hilft auch gegen Zecken,in einigen Fällen soll es sogar gegen Lochfraß in der Hirnrinde angewandt worden sein :hammer:

Jäger schwören drauf,Gejagte auch :razzing: :mrgreen:
Moto Guzzi 850 T5. Moto Guzzi V11 LM fast orginal. Moto Guzzi V35 C. Simson S63 und Di Blasi R7,dazu Honda Elite 150 nebst Honda Helix CN 250 "ganz erheblich" optimiert.Italjet Tiffany 25 und Moby M1 mit M3 Motor, Velosolex 3800.Simson Schwalbe.
In meine Guzzen kommt nur Super + und Luft ;-) na gut,Öl gibts auch noch.Auch schöne Dinge können manchmal schmutzig sein.
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Re: WD-40 und dessen Anwendung (lang!)

Beitrag von andi »

DiLo hat geschrieben:Mist. Hatte WD40 auch in der Standartanwendung. Jetzt habt Ihr mich verunsichert.
Jetzt mal halblang. Es ist ja nicht so, dass sich jedes Teil auf das man WD-40 sprüht, unter Zischen und Rauchentwicklung auflöst.
Zum Gängigmachen und Lösen von Kettenschmodder z.B. wirkt nur Diesel oder Petroleum besser - bei ungleich üblerem Geruch.
Nur zum dauerhaften Schmieren ist es nicht das Richtige.


Andi
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Volkmar
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Re: WD-40 und dessen Anwendung (lang!)

Beitrag von Volkmar »

Vorsicht! Bitte nicht falsch interpretieren!

WD-40 als DAUERHAFTE Schmierung zu verwenden, ist nicht der richtige Weg. Das Zeug schmiert ungenügend und darf nicht in Schlösser gelangen.

Da wo Ihr bisher Fette zur Schmierung verwendet habt, tut das bitte auch künftig.
Ich habe nur Gelenke als Beispiel angeführt und will das auch nur so verstanden wissen. Es gibt selbstverständlich die verschiedensten Bereiche, die mit Spezialfetten erheblich besser versorgt sind als mit Balistol.

Dieter, bleib unbedingt bei Deinem Weißfett!

Andi, WD-40 zur Reinigung von Kettenschmodder u.a., weil Petroleum stinkt. Völlig in Ordung! Trotzdem sollten die Reste des WD-40 zum Schluß runter, damit die gewünschten Schmiermittel haften können.
Ein Tipp, "Geruchsneutraler Spiritus"! Die Brühe gibt es in Drogeriemärkten für 'n Appel und 'n Ei. Spiritus ist freundlich zu Gummi, Kunststoff und Metallen aller Art. Fettrückstände werden zuverlässig entfernt.

Noch eine Anmerkung am Rande, auch wenn sie nicht hier her gehört. Das mit dem "Geruchsneutralen Spiritus" habe ich von meinem Optikermeister! Meine Brillen reinige ich seither nur noch damit. Völlig schlierenfrei, absolut gestankfrei und erheblich billiger als jedes Spezialmittel.

Gruß Volkmar
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... und a Mauntnbaik und an Haffa Schua hobe a! :lol:
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