Dann zeigten sich die nachteiligen Folgen von zu viel V 11 Forum lesen. Da bekommt man immer wieder Schauergeschichten vorgesetzt von zerfallenden Kupplungen, kaputten Reglern, brennenden Batterien, Lenkersyndromen usw. Dieser Unfug brennt sich im Hirn ein und man denkt nicht mehr logisch und an das einfache zuerst, sondern stellt sich solche Szenarien vor. Auf jeden Fall stand ich mit fahruntauglichem Motorrad neben der Straße und fing an zu suchen. Beim Versuch den Starter durch überbrücken zu betätigen machte es nur noch Klack-Klack, also Batterie leer. Nächster Akt Pannendienst angerufen. Das hat hervorragend funktioniert. Die Leute vom ÖAMTC haben das an den ACI weitergegeben und nach 15 Minuten war der Klaubauf da. Der hat mich dann zur Werkstätte im nächsten Ort gebracht. Die sah ähnlich chaotisch aus, wie meine zu Hause. Halb und ganz zerlegte Motorräder zwischen Stapel von Reifen und Ersatzteilen usw. Und der Herr über das Chaos hatte Gespür und Sachverstand. Auf jeden Fall fanden wir nach einiger Zeit Suchen und Messen das (oder besser gesagt ein) Übel. Da hatte wohl der Vorbesitzer die Batterieanschlusskabel um 10 cm verlängert und an den geschraubten Verbindungen war alles oxydiert. Aufschrauben, Kontaktspraydusche, wieder zusammenschrauben und alles läuft wieder. Zumindest bis zum nächsten Startversuch. Da ging schon wieder nix. Nach einigem Hin und Herprobieren kam auch dazu die Ursache zu Tage. Der Killschalter braucht energische Betätigung, damit er wieder loslässt.
Und als Draufgabe machte bei der Probefahrt auch die Kupplung noch Mucken. Die trennte nicht mehr richtig und ich brauchte bei gezogener Kupplung die Bremse um das Motorrad zu halten. Nach einigen Schaltvorgängen war das aber wieder weg und ist nicht mehr wiedergekommen. Was das war weiss ich nicht. Womöglich hing das mit dem vielen herumorgeln im Stand während der Fehlersuche zusammen.
Und weil das Motorrad wieder brav lief, ging es weiter auf dem Weg. Die ursprünglich geplante Strecke über das Gailtal lies ich bleiben und in Lienz beim 1. Kreisverkehr standen schöne Hinweistafeln: Felbertauern = frei, Großglockner = frei. Nach kurzem Überlegen entschied ich mich für Großglockner, kostet zwar mehr, ist aber auch 300 % mehr Motorradfahren als Felbertauern. Nur stand dann bei der Auffahrt kurz nach Winklern eine rotblinkende Anzeige: Glocknerstraße vom Fuschertörl weg ab 15 Uhr gesperrt. Also die nächste Enttäuschung. An der Tankstelle nachgefragt und den Tipp bekommen die Autoschleuse mit der Bahn in Malnitz zu nehmen. Auch gut dachte ich mir, schöne Strecke zur Anfahrt und im Zug durch den Berg ist auch mal was anderes. Bei der Einfahrt in den Bahnhof Malnitz: Der Zug ist gerade weg und der nächste fährt in einer Stunde "Ätsch".
Das war mir dann zu viel der Warterei und es waren halt noch ein paar km mehr fällig, bis nach Spital und über die Tauernstrecke heim.
Auf jeden Fall bin ich trotz aller Widerstände gut heimgekommen und hab wieder einmal erlebt, dass die Guzzi 1. wenn sie einmal kaputt geht in der Regel recht leicht repariert ist und 2. meistens gar nichts dafür kann, weil der Defekt seine Ursache in einer Verschlimmbesserung des Besitzers hat.

Gottfried